Vom Schaf zur Wolle
Wie gebannt verfolgten die Schülerinnen und Schüler des Jahrganges 9 der Steinwaldschule dem interaktiven Vortrag Cora Ginzels, die ihnen einen Eindruck vermitteln wollte, mit welchen Mühen die Textilherstellung in der Vergangenheit verbunden war. Dass der Arbeitsprozess von der Schafschur, über die Wollbearbeitung bis hin zum Spinnen und letztlich dem Weben derart zeitraubend war, konnten die Schüler danach gut nachvollziehen. Deutlich wurde auch, dass die Textilverarbeitung und Kleidungsherstellung mittels Maschinen, wie dem mechanischen Webstuhl eine bahnbrechende Erleichterung darstellte. Anders als viele glauben, wurde die Neuerfindung Dampfmaschine eben nicht in Lokomotiven genutzt, sondern fand zunächst in der Textilindustrie zum Antrieb von Spinnmaschinen, Webstühlen und allen anderen zur Kleidungsherstellung benötigten Maschinen Einsatz. Dies alles nahm seinen Anfang in England. Den Engländern stand nämlich im Gegensatz zu den Deutschen eine nahezu unbegrenzte Menge an Baumwolle aus den Kolonien zur Verfügung, die nur mit Maschinen und in Fabriken verarbeitet werden konnte, um die immer stärker wachsende Bevölkerung mit ausreichend Kleidung zu versorgen. In den deutschen Landen, Deutschland in unserem Sinne gab es zur Zeit der Industrialisierung in England so noch nicht, wurden Textilien u.a. weiterhin nach der althergebrachten Methode aus Flachs oder, wie in Cora Ginzels Vortrag, eben aus Wolle größtenteils in Heimarbeit gefertigt. Die Schüler erlebten diesen mühsamen Arbeitsprozess hautnah und begannen mit dem Kämmen der Rohwolle, was tatsächlich schon eine erste Kraftanstrengung bedeutete. Auch die restlichen Arbeitsgänge verlangten Geschick und vor allem Geduld. Damit aus dem Bündel gekämmter Wolle ein Faden gedreht werden kann bediente man sich über Jahrtausende einer Handspindel, die später durch das Spinnrad ersetzt wurde, das allerdings auch nur einen Faden herstellen konnte. Einen einigermaßen gleichmäßigen Faden zu spinnen verlangte den Schülerinnen eine gehörige Portion Durchhaltevermögen ab, denn so ein Wollfaden reißt schon mal oder der Drall des faden wird zu groß, etc. Dennoch konnten die Schülerinnen und Schüler kaum noch damit aufhören, weil ihr Ehrgeiz zunehmend ´geweckt wurde. Auch bei der anschließenden Weiterverarbeitung der Fäden durch Häkeln, Strichen oder Weben entwickelten sich ungeahnte Talente. Neben dem Eindruck, dass diese Form der mühsamen Handarbeit auch Spaß machen kann, stand die Erkenntnis, dass die Erfindung der Dampfmaschine und ihr einhergehender Einsatz in der Textilindustrie tatsächlich eine erhebliche Arbeitserleichterung darstellte, dank der viel schneller und kostengünstiger produziert werden konnte und kann. Wäre diese Erfindung nie gemacht worden, so würde unsere Kleidungsausstattung heute wohl sehr mager aussehen.